Samstag, 29. Juni 2019

Eurokonstantia 2019

Unser erstes großes Turnier stand endlich an: Die Wolf-Gang besuchte die Eurokonstantia vom 20.-23. Juni 2019. Das größte Uni-Sportfest Süddeutschlands bietet Wettkämpfe im Beach-Volleyball, Basketball, Cheerleading, Fußball, Handball, Rugby, Tennis, Tischtennis, Streetball und Volleyball für Studierende aus Europa, dem Nahen Osten und Asien - das sind an die 1.000 TeilnermerInnen!

Neben dem Sport steht reichlich Party auf dem Plan. Übernachtet wird auf dem Turniergelände, dem Sport-Campus der Universität Konstanz - und zwar in Zelten. Das Gelände liegt sehr idyllisch direkt am Bodensee, man kann also auch mal eine Runde schwimmen gehen.

Wir sind gut nach Konstanz durchgekommen und auch der Check-In verlief problemlos. Man kann schon ohne Übertreibung behaupten, dass wir das luxuriöseste Zeltlager hatten...

Klare Verhältnisse in der Rugby-Ecke des Zeltplatzes
Schon beim Aufbauen haben wir gleich zwei unserer gegnerischen Teams kennen gelernt. Und dann war auch schon Willkommensparty angesagt. Zusammen mit dem Rugby-Team der Uni Stuttgart haben wir die schöne Tradition der Mannschaftsverkleidung hochgehalten (auch wenn wir uns den Spartaner-Outfits geschlagen geben mussten).

Auch der Bodensee wurde gleich mal erkundet:

...natürlich stilecht mit Rugby-Ball.
Es gab, so verlangen es uralte Bräuche, einige spezielle Team-Regeln, deren Einhaltung von unserem Zeremonienmeister Jonas kontrolliert und deren Missachtung strenge Strafen nach sich ziehen sollte. Unter anderem galt es auf unser Maskottchen Wolfie aufzupassen, was uns besonders die Spielerinnen aus Tübingen - eine Ansammlung aus ehemaligen Meisterdiebinnen und Straßenräuberinnen - nicht einfach machten. Die Strafen hatten es in sich. Der Gentleman schweigt an dieser Stelle über die Details, nur soviel sei verraten: die Zutaten umfassten unter anderem Rote-Beete-Saft, Knoblauchpulver und Katzenfutter. Erstaunlich, wie einen so eine Strafe motivieren kann...

Am Freitag startete dann das Turnier im 7er-Rugby. Es ließen sich sicher viele beschönigende Worte an dieser Stelle finden, aber wir haben sowohl gegen Stuttgart als auch gegen die IUBH aus Bad Honnef verloren. Auch das Spiel gegen Konstanz ging nicht gut aus, aber der Gastgeber sollte auch der Turniersieger werden, diese Niederlage ließ sich daher etwas besser verschmerzen.

Das Feld der Ehre, der Rugby-Pitch in Konstanz
Das letzte Spiel am Samstag war gegen die einzige französische Mannschaft aus Le Creusot. Die Franzosen hatten zwei Wings im Einsatz, die kaum größer als 1,60m waren, dafür aber wieselflink über den Platz rannten und so für die meisten Versuche sorgten. Bis auf die Konstanzer hatte keine Mannschaft dieser Taktik viel entgegen zu setzen gehabt. Doch in unserem letzten Spiel konnten wir in dieser Hinsicht wenigstens ein bisschen Ruhm erlangen. Denn an unserer Verteidigung prallten alle französischen Wiesel-Wings ab - oder sie wurden gleich über die Touch-Line getackelt. Am Ende ging das Spiel zwar auch knapp verloren, aber ein so einfacher Gegner waren wir dann doch nicht.

Es ist noch sehr, sehr viel mehr passiert. Wir haben irgendwie indirekt das Fußball-Turnier entschieden. Es gab Dummbier und Tretbier. Überhaupt gab es sehr viel Bier. Und Duschparties. Cesarina hatte gesundheitliche Probleme. Vor Snipern musste in Deckung gegangen, Präsidenten beschützt werden. Eine Fanfreundschaft Frankfurt-Zwickau wurde begründet. Aber wie in Las Vegas gilt auch auf der Eurokonstantia: What happens at Eurokonstantia, stays at Eurokonstantia. Manche Sachen muss man auch einfach selbst erlebt haben, das kann man nicht in Worte fassen. Und manchmal sollte man das auch besser nicht...

Wir hatten sehr viel Spaß und kommen im nächsten Jahr gerne wieder!


Update 19.08.2019:

Der offizielle Aftermovie zur Eurokonstantia ist jetzt online.

 
Und wir sind sogar teilweise zu sehen! ;-))

Samstag, 15. Juni 2019

Probespiel gegen die Herrenmannschaft der Eintracht

An Fronleichnam ist es soweit: wir fahren auf unser erstes richtiges 7er-Turnier zur Eurokonstantia nach Konstanz. Um zu sehen, wo wir aktuell stehen, sind wir zum Probespiel gegen die Herrenmannschaft der Eintracht angetreten, die sich dazu netterweise bereit erklärt hat.

Alle Augen auf den Ball - Testspiel gegen die Eintracht

Nach vierzig Minuten waren wir zwar ziemlich tot, aber auch deutlich schlauer. Wir hatten didaktisch geneigte Gegenspieler, die unsere Schwächen auch mal ignorieren konnten und uns viele Gelegenheiten zum Ausprobieren gegeben haben. Wir haben ganz ordentliche Lineouts hinbekommen, unsere Scrums und die Verteidigung sind noch ausbaufähig. Aber wenn unsere Wings den Ball mal bekommen, dann können wir auch durchaus mal schnell zuschlagen und den Try legen.

Ein großes Dankeschön geht an die Herrenmannschaft der Eintracht, die uns ein pädagogisch wertvoller Gegner waren, der den Schwierigkeitsgrad nach und nach erhöht und uns so gut an unsere Grenzen gebracht hat.
Konstanz, wir kommen!

Samstag, 8. Juni 2019

Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte

Bevor es nach Konstanz auf die Eurokonstantia zum Rugby-Turnier geht, war die Team-Fotografin da. Sportfotografie ist so eine Sache, wenn es echt ist, sieht es oft nicht echt aus, wenn es gestellt ist, dann sieht es auch nicht echt aus. Dafür haben wir ein paar echt gute Bilder rausbekommen - so sieht es echt wirklich beim Uni-Rugby-Training aus... ;-)

Tackle-Drill. Nicht auf dem Bild: der Mundschutz, der muss hier sein! (Foto: Anika Ullmann)

Ruck-Training mit Ballübergabe an den Scrum-Half (Foto: Anika Ullmann)

Im Rugby gilt wie sonst auch das 11. Gebot: Lass dich nicht erwischen! Besonders nicht, wenn du den Ball hast...
(Foto: Anika Ullmann)

Ein gutes Training mit viel Spaß und vielen Erfahrungen, wie man auf den Weg zum besten Foto kommt. Darf auch nicht fehlen: Das Mannschaftsfoto!

Das Uni-Rugby-Team im Juni 2019 - fast komplett. (Foto: Anika Ullmann)



Montag, 3. Juni 2019

Wieder zu Hause in Frankfurt: Tot aber glücklich

Mit ordentlichen 45 Minuten Verspätung landete unsere Maschine um 23:10h in Frankfurt - damit kam unser London-Trip offiziell zu seinem Ende. Und was für ein Trip das war! Es gab viele Abenteuer zu bestehen, unzählige Kilometer zu Fuß, per Doppeldeckerbus oder per Tube zurückzulegen, wir haben wirklich viele tolle Menschen kennengelernt und die Aufregung eines echten Premiership-Finales erlebt.

Und last but not least: Wir haben sehr viele Gelegenheiten genutzt, Rugby zu trainieren oder zu spielen. Gerade die ganz unterschiedlichen Mannschaften mit denen wir trainiert haben, die verschiedenen Trainer, haben uns viele ganz eigene Perspektiven auf das Spiel aufgezeigt. Bei den Silverbacks gegen eine Reihe aus drei Gorillas mit zusammen 350kg Lebendmasse anzutacklen - "just for fun" wie unser Trainer Jody mit einem Grinsen im Gesicht meinte - hat einem schon ein paar Cochones abverlangt. Und darum ging es ja auch, "you have to have determination" wie Jody leichtfertig sagte. Keine Selbstverständlichkeit, das eigene Training extra auf eine Truppe Rugby-Rookies anzupassen und sich die Zeit zu nehmen, sie zu trainieren.

Doch das war eine Konstante bei allen Begegnungen, die wir in London hatten: Offenheit, eine großartige Willkommenskultur und der Wunsch, uns für das eigene Spiel zu begeistern. Kaum angekommen, standen wir in einer Reihe bei der Verteidigungsübung zusammen mit den Hills Hoists. Oder die Freude in den Gesichtern der Touchrugby-Jungs und -Mädels in Tooting Bec, als sie gesehen haben, wie aus unserem anfänglichen Chaos immer mehr eine Strategie wurde und wir die ersten Spielzüge kopiert haben.

Dann das Finale in Twickenham - eine Erinnerung fürs Leben. Unser Besuch war dabei purer Zufall, eigentlich wollten wir nur schauen, ob wir eine Stadiontour buchen können. Wir hatten ja keine Ahnung, was uns erwartet... Die Stimmung im Stadion, die Aufregung, die Begeisterung für das Spiel bei so vielen Menschen - das war schon ein einmaliges Erlebnis. Das Gefühl, wenn der War-Chant der Chiefs von zehntausenden Fans mit voller Inbrunst in das Stadionrund geschmettert wird, ist kaum in Worte zu fassen. Und die Feier danach eigentlich auch nicht.

London, wir kommen wieder!

Six Gentlemen in London - beim schicken Abendessen im "Zedel"


Sonntag, 2. Juni 2019

Touchrugby und Finale in Twickenham

Wir stehen mit 75.000 Menschen im Stadion von Twickenham, ein unglaublich lautes Dröhnen erschüttert die Ränge. Feuerwerfer schießen meterhohe Flammen in die Luft, plötzlich zünden mehrere Böllerschüsse und dann flippt die Menge völlig aus: Die Exeter Chiefs und die London Saracens sprinten auf den Rasen. Das Spiel beginnt, die Chiefs stürmen nach vorne, noch ist keine Minute vergangen, da durchbrechen sie die Abwehr der Saracens und legen ihren ersten Try. Zehntausend Kehlen stimmen den War Chant der Chiefs an und wir schreien mit so laut wir können - was für ein Tag...

Aber zurück zum Anfang: Nach den zwei Trainings am Mittwoch und Donnerstag haben wir uns am Freitag eine Auszeit gegönnt und uns London noch ein bisschen angeschaut. Wir haben "The Merry Wives of Windsor" im Shakespeare's Globe am Themse-Ufer gesehen und einen Abend für Gentlemen in der Brasserie Zedel verbracht (wer die Gelegenheit hat - unbedingt ausprobieren!).

Am Samstagvormittag ging es nach Tooting Bec, wo sich allwöchentlich der South London Touch Rugby Club in einem großen Park trifft. Hier wurden wir bei bestem Wetter sehr gut aufgenommen und haben kaum angekommen schon das erste Spiel bestritten. Nach einer Eingewöhnungsphase gelangen uns dann schnell die ersten geschickten Spielzüge und Offloads. 

Touchrugby-Action in Tooting Bec

Die Jungs der Wolf-Gang im Angriffsmodus
Nach drei Spielen waren wir gut fertig und dankbar, dass die Zeit gekommen war, nach Twickenham aufzubrechen: Das Finale des englischen Premiership zwischen den Exeter Chiefs und den London Saracens stand an. Schon beim Aussteigen in Twickenham konnte man erahnen, dass wir auf etwas Großes zusteuern, für die Massen an Fans werden ganze Straßen gesperrt. Nach etwa einer Viertelstunde Fußmarsch tauchte dann hinter den typisch englischen Reihenhäusern das Stadion auf - wie ein Raumschiff, dass in einer englischen Vorstadtsiedlung gelandet ist. Twickenham ist groß, wirklich groß, hier passen 80.000 Menschen rein. Die Organisation war aber vorbildlich, wir kamen problemlos durch die Einlasskontrolle und mussten diesen Moment dann erstmal festhalten.

Die Wolf-Gang vor dem Stadion in Twickenham
Auf in den dritten Rang: Mit jeder der gefühlt tausend Treppenstufen stieg die Spannung - und schließlich betraten wir durch einen dunklen, engen Aufgang die Kathedrale des englischen Rugbysports, das Stadion von Twickenham. Das Geschrei von 75.000 Menschen erfüllte die Ränge, die Stimmung war aufgekratzt aber auch entspannt und fröhlich. Es gibt hier keine Zäune um das Spielfeld, jeder darf sein Bier ins Stadion mitnehmen und auch die Fans sitzen nicht nach Blöcken getrennt sondern wild durcheinander. Doch obwohl die Saracens ja eigentlich den Heimvorteil hatten, war das Stadion fest in der Hand der Chief-Fans. Der Einmarsch der beiden Mannschaften wurde von einem ohrenbetäubenden Spektakel aus Feuersäulen, Böllern und den Rufen der Zuschauer begleitet.

Die Wolf-Gang im Innenrund von Twickenham
Das Spiel war der absolute Hammer und wurde schon am gleichen Tag von der englischen Presse zum spannendsten Finale aller Zeiten erklärt. Die Mannschaften schenkten sich nichts, spielten aber immer fair miteinander. Es gab nur zwei gelbe Karten, beide aufgrund eines deliberate knockdown. Die Chiefs hielten sich lange vorne, ihr erster Try nach nur 27 Sekunden brachte das Stadion zum Toben. Nach der erste gelben Karte in Unterzahl zogen die Saracens aber schnell nach und es entbrannte ein harter Kampf mit insgesamt zehn Tries, je fünf für jede Seite. Exeter lag zur Halbzeit noch 22 - 16 vorne, aber nach der Pause gaben die Sarries richtig Gas und konnten sich auf ihre Leistungsträger wie Owen Farrell oder Maro Itoje verlassen. In der letzten Viertelstunde dominierten die Saracens dann das Spiel zur großen Freude der Handvoll Fans in unserem Block. Schließlich gewannen sie das Finale auch verdient mit 34 - 37 Punkten.

Abschlussfeier: die Gewinner 2019 sind die London Saracens
Worauf wir nicht vorbereitet waren, war die Feierfreudigkeit der Exeter-Fans. Gerade noch verloren, stürmten sie nichtsdestotrotz die Bars des Stadions und feierten zweieinhalb Stunden ihr Team, bis der letzte Zapfhahn zugemacht wurde. Das mussten wir uns natürlich aus kulturellen Gründen unbedingt anschauen und so feierten wir tapfer mit. Ein unglaublich ausdauernder Gitarrenspieler versorgte die Menge mit allem, was man mitgrölen kann. Dazwischen immer wieder der War-Chant der Chiefs, den wir so laut wir konnten mitschrieen. Der Beer-Count wurde unbarmherzig nach oben getrieben, wir lagen uns mit wildfremden Menschen in den Armen und hatten den Spaß unseres Lebens. In den Katakomben von Twickenham sind so zu den Klängen des War-Chants und mit sehr viel Bier sechs neue Chief-Fans geboren worden. 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - wir trainieren wie die Profis
Über den weiteren Abend gibt es verschiedene Ansichten. Es gab etwas zu Essen, mehr Bier, sehr viele War-Chants in den Straßen von London, Rob ließ seine Mates im Stich, was von der gesamten Zugkabine mit lautem Anfeuern kommentiert wurde, wir haben die drei Franzosen aus Twickenham absurderweise in London wiedergetroffen und das Land jenseits der magischen Sieben-Pint-Grenze besucht. Wie jeder weiß, sind die Erinnerungen an Aufenthalte in diesem Land immer etwas verschwommen, weswegen wir an dieser Stelle lieber nicht spekulieren wollen, was noch alles passiert ist. 


Wer jemals die Chance hat nach Twickenham zu einem Spiel zu fahren: Machen! Es gibt nicht viele Dinge, die da mithalten können...